Angelo Tijssens: An Rändern

Angelo Tijssens ist vielleicht Einigen als der Filmemacher von „Close“ bekannt, gerade ist sein berührender erster Roman erschienen.

Der namenlose Ich-Erzähler kehrt nach 10-jähriger Abwesenheit in seinen Heimatort zurück, um dort den Nachlass seiner Mutter zu regeln. Erinnerungen an eine traurige, gewalttätige Kindheit, eine misshandelnde Mutter, aber auch an die erste große Liebe seines Lebens, die ihm Einblick in eine andere Welt schenkte.
Nun, nach der langen Zeit, sucht er über die sozialen Medien das erste Mal wieder Kontakt zu seinem ersten Freund. Traurig, feinfühlig, berührend, wunderschön, - man kann das Buch nicht aus den Händen legen! Den einzigen Vorwurf, den man diesem Buch vielleicht machen könnte wäre: viel zu kurz!!!

Kathryn Schulz - Lost & Found

Die Ich-Erzählerin verliert ihren Vater, zu dem sie immer einen engen Bezug hatte. Noch während sie um sein Schwinden trauert, findet sie die Frau, mit der sie ihr Leben verbringen will.
In diesem Nebeneinander der Extreme von Verlust und Neuanfang, von Trauer und Liebe, von Schmerz und Freude zeigt »Lost & Found« uns voller Witz, Neugier, Einsicht und Charme, dass Verlieren und Finden zusammengehören, sich bedingen und unserem Leben ebenjene bereichernde Vielseitigkeit verleihen, die es kostbar, aufregend und einzigartig macht.
Ein wahrhaft berührendes Buch, das zunächst leise-melancholisch wirkt und seine Schönheit beim Lesen entfaltet. Ein intensives, stärkendes Leseerlebnis, das lange nachhallt.

Shehan Karunatilaka: Die sieben Monde des Maali Almeida
Maali Almeida, Kriegsfotograf, Glücksspieler und heimlich schwul, erwacht eines Morgens als toter Mann und weiß nicht warum. In Sri Lanka herrscht Bürgerkrieg Um herauszufinden, wer ihn ins Jenseits befördert hat und aus welchem Grund, bleiben ihm genau sieben Tage, das ist so gut wie unmöglich - und dennoch macht sich Maali daran, das Rätsel zu lösen.
Ein vor Fantasie sprühender, ungemein spannender und aufregender Roman, vielleicht nicht für jede*n geeignet, aber sehr lohnenswert.

Charlotte von Mahlsdorf: Ich bin meine eigene Frau

Die Erfahreneren unter Euch verdrehen jetzt vielleicht die Augen und sagen „Lottchens Geschichte? Kenn ick schon!“, denn diese Autobiografie ist bereits 1992 erschienen.
Nun wurde sie aber neu aufgelegt und so bin ich kürzlich in den Genuss dieser – zum Teil beinahe unglaublichen – Zeitzeuginnenerzählung gekommen.

Charlotte von Mahlsdorf war konservativ im besten Sinne: sie hat aufbewahrt, erhalten und instandgesetzt.
Ihre Erinnerungen sind zum Teil trutschig, nerdig und mit einem gestochen scharfen Blick für Möbel und Einrichtungen geschrieben. Darüber hinaus sind sie kämpferisch, wahnwitzig und selbst ein Stück Berliner Kulturgeschichte, dass es seinerseits zu erhalten lohnt.